Dienstag, 21. Oktober 2014

Ist der Adel jetzt lächerlich oder nicht?

Das Buch Nathan der Weise wurde 1779 fertig gestellt. In dieser Zeit entstand das bürgerliche Trauerspiel, welches auch vom 3. Stand besucht werden durfte, und sich so unter anderem durch das Publikum vom höfischen Trauerspiel unterscheidete. Ich erörtere darüber, ob das Stück von Gotthold Ephraim Lessing ein bürgerliches oder ein höfisches Stück darstellt. Dabei habe ich mich auf zwei Merkmale und Unterschiede beschränkt. 

Ein typisches Beispiel für ein bürgerliches Trauerspiel ist der ehrliche Mann als Protagonist. Als ehrlicher Mann bezeichnet Denis Diderot, ein Aufklärer seiner Zeit und Mitarbeiter der Encyclopédie, der bürgerlichen Typ. Als bürgerlicher Typ versteht er den offenen und toleranten Menschen der aufgeklärt handelt und eher familiär und privat dargestellt wird. Das Gegenteil dazu wäre der Protagonist des höfischen Trauerspiels, der nur als Adliger dargestellt wird und der mächtige Staatsmann darstellt. Bei Nathan der Weise handelt es sich zwar um einen sehr wohlhabenden Kaufmann, der allerdings in einem Haus mit ganz verschiedenen Religionen lebt. So wäre der Protagonist ein toleranter und  privat dargestellter Mann mit keinem Staatsberuf. Das passt schon sehr gut auf das Bild des ehrlichen Mannes.  
Das andere Merkmal, für das ich mich entschieden habe, ist die Art, wie die Adligen dargestellt werden. Meist kommen so Adlige nicht all zu gut weg und werden oft als nicht aufgeklärt und nicht besonders schlau beschrieben. Im Buch kommt der Sultan Saladin vor. Dieser ist in einer Notlage und bittet Nathan um Hilfe. Auch entscheidet er nie selber, sondern lässt seine Schwester Sittah alles regeln. Bevor Nathan Saladin die Ringparabel erzählt, kann sich der Sultan kaum vorstellen, dass alle, zu dieser Zeit drei, Weltreligionen in einem Haushalt vertreten sein können ohne grössere Probleme. Somit währe der Sultan der Adlige, der als nicht aufgeklärt und nicht besonders intelligent erscheint.  

Somit bin ich der eindeutigen Meinung, dass es sich bei Nathan der Weise in den beiden behandelten Merkmalen, um ein bürgerliches Trauerspiel handelt. Natürlich ist man sich nie genau einig, da diese Art ein Stück zu schreiben zur gleichen Zeit entstanden ist wie das Stück selber und es bei vielen anderen Kategorien nicht so eindeutig ist.

Donnerstag, 4. September 2014

Thesenerörterung zur schweizer Hilfsorganisation

Im Buch Hundert Tage geht es um den Genozid in Ruanda. Während dieser Zeit ist eine schweizerische Entwicklungshilfe dort und soll die Lage verbessern. Die Folgen deren Arbeiten sind jedoch fragwürdig. Hatten sie die Folgen ihrer Arbeiten und Spenden womöglich gar nicht berechnet?

Die These klingt logisch, wenn man die Textstelle der Radiostation gelesen hat. In dieser wird beschrieben, wie die Schweizer Hilfsorganisation einen Radiosender aufbaut. Dafür bilden sie Radiosprecher, Tontechniker und alles, was einen Sender so braucht, aus. In den Augen der Beamten für die Hilfsorganisation ein schönes Projekt, um Ruanda zu einer anderen europäischen Alltäglichkeit zu verhelfen und Arbeitsplätze zu schaffen. Allerdings hält sich, wie David Hohl so schön beschreibt, die französische Sprache an die Arbeitszeiten. An den Wochenenden und nach Feierabend wird in Kinyarwanda, der eigentlichen Nationalsprache, gesprochen. Später wird die Radiostation von den Einheimischen zum Mordaufruf des Genozides verwendet.
Eine andere Situation die auf die These zustimmt ist, als David Hohl seine Haushälterin Erneste ein Gemüsebeet in seinem Garten anpflanzen lies. Erneste ist die Mutter einer Großfamilie, welche aus dem Norden nach Kigali geflüchtet ist. Als jedoch der kleine Paul, ein Arbeitskollege von Hohl, davon Wind kriegt, ist er nicht zufrieden damit. Erneste wird von den Eingesessenen in Kigali zu denen gezählt, die im Norden einen Krieg gegen die Regierung führen und welche später zum Ziel des Genozides wurden. So meint der kleine Paul, dass wenn die Geldgeber der Schweizer Hilfsorganisationen, hauptsächlich gegen die Rebellen im Norden, etwas davon in Erfahrung bringen, sie das nötige Geld für ein Waisenhaus nicht stiften.

Und da währe auch schon der Punkt. Der kleine Paul hat das Gemüsebeet versucht zu vertuschen, um eine Mögliche Folge auszuschließen. Waren ihm die Folgen doch nicht egal?
Ein anderes Mal meint der Protagonist er habe schon gewusst, dass es Folgen habe, eine Radiostation aufzubauen, jedoch wollte einfach niemand etwas dagegen tun. Die Organisation schuf doch Arbeitsplätze. Und auch im Nachhinein wusste er von den Folgen. Aber es war ihm schlichtweg egal.

Ich schließe daraus, dass sich die Schweizer Hilfsorganisation schlussendlich die Flogen ausmalen konnten, allerdings nicht etwas tat. Gegen außen half man ja Ruanda und dafür war man da. Auch die Eingesessenen in Ruanda, die das schamlos ausnutzten, und von denen die Regierung besetzt war, unterstützten das. Weshalb sollte man dann die Verantwortung für etwas übernehmen, dass doch so gut für 'alle' ist?

Donnerstag, 28. August 2014

Thesenerörterung zur Figur Agathe

Ich las das Buch ‚Hundert Tage‘ von Lukas Bärfuss, in welchem es um den Genozid in Ruanda, die schweizerischen Hilfsorganisationen und um den Protagonist David Hohl, welcher sich in die reiche Ruanderin Agathe verliebt, geht. Agathe zeigt jedoch kein Interesse an ihm und ich stellte mir die These, dass Agathe einfach nur kühl und berechnend ist.

Einerseits wirkt sie sehr uninteressiert auf David, und es gibt scheinbar kein Thema, mit dem man sie beeindrucken kann oder sich ehrlich und ohne Sarkasmus mit ihr unterhalten könnte. Doch ganz ehrlich, wenn mir jemand bei einem romantischen Spaziergang einen Vortrag über Bohnengewächse halten oder die Lagerung von Avocados erklären würde, hätte ich ganz plötzlich auch kein Interesse mehr an diesem Menschen. Allgemein scheint dieser David nicht wirklich ein Frauenheld zu sein. Agathe kommt, im Gegensatz zu ihm, sehr selbstbewusst rüber und weis ganz genau was sie will, nämlich weg von ihrer Familie, nach Brüssel um zu studieren. Auch wenn sie sich nicht oft blicken lässt und sie immer behauptet, die verbrachte Zeit in Kigali sei verlorene Zeit und die Menschen in Kigali interessieren sie nicht, so scheint sie doch wie verwandelt zu sein als sie im lokalen Lazarett als Krankenschwester arbeitete und ihre Patienten versorgte. David, in diesem Moment selber einen Patienten, erkannte dort auch das erste Mal ein Lächeln in ihrem Gesicht. So auf den ersten Blick scheint sie auch ganz berechnend zu sein. Sie weiss wann ihr Flieger geht, lässt sich von David nur für das Wochenende einladen um von ihrer Familie weg zu kommen und arbeitet nur vorübergehend in dem Lazarett in Kigali um wieder Geld für Brüssel zu haben. Andererseits weis jeder in Kigali das die Rebellen im Norden von Ruanda einen Frontenkrieg gegen die Armee anzettelten und trotzdem fährt sie mehrere Stunden mit dem Auto in den Norden. Und es kam wie es kommen musste. Es wurden Strassensperren errichtet und Agathe kam nicht rechtzeitig zum Flughafen. So musste sie eine Woche länger bleiben. Schlussendlich hatte sie in den vier Jahren, in denen das Buch handelt mehrere Möglichkeiten, gehabt aus Ruanda zu flüchten, trotzdem war sie immer geblieben ohne einen verständlichen Grund.


Ich bin derselben Meinung die auch der Protagonist David teilt. Er sucht in Agathe ein anderes Wesen als sie versucht zu zeigen und findet es nur in einem einzigen, sehr frühen Augenblick im Buch, im Lazarett. Ich bin der Meinung, dass Agathe sich verstellt. Vielleicht versucht sie etwas zu berechnen, doch das klappt meistens nicht. Jedoch ist das nur meine Interpretation, denn schlussendlich gibt es nur das eine Fazit: Agathe scheint mehrere Gesichter zu haben, weshalb weis man auch am Ende des Buches nicht.